WK «Malamute»

Port, 18. Oktober 2024 – Telefon- und Handynetz sind ausgefallen: Könnte der Zivilschutz auch auf den Amateurfunk zurückgreifen, wenn die üblichen Kommunikationswege längerfristig nicht mehr funktionieren?

Im Notfall per Funk: Wie kommunizieren wir, wenn Telefone und Handys ausfallen, sei es wegen beschädigter Infrastruktur oder eines längeren Stromausfalls? In der Schweiz könnte bei einer ausserordentlichen Lage der Amateurfunk zum Zug kommen: Die rund 5000 lizenzierten Mitglieder der Union Schweizerischer Kurzwellen Amateure (USKA) betreiben ein landesweites Funknetz, das ohne Kabelverbindungen oder Satelliten auskommt.

Blaulichtorganisationen sind über das Sicherheits-Funknetzwerk Polycom verbunden. «Wir sind der Notnagel, wenn sonst nichts mehr geht», erklärt USKA-Vorstandsmitglied Jean-Michel Clerc. Der frühere Rega-Pilot weiss um die Bedeutung des Notfunks und sieht sich als Vermittler: «Ich bringe einfach gerne Leute zusammen, die sonst vielleicht nicht miteinander zu tun gehabt hätten.» Wie etwa die USKA und die Zivilschutzorganisation (ZSO) NIDAU plus.

Der Kontakt konnte etabliert werden über den Chef Telematik: Christian Hägi ist selbst im Besitz einer Amateurfunklizenz. Die USKA-Sektion Berner Seeland betreibt eine Relaisstation auf dem Grenchenberg und deckt damit das Einsatzgebiet der ZSO NIDAU plus problemlos ab. Eine entsprechende Bewilligung vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) lag für die Übung vor.

Sprech- und Datenfunk

Einige USKA-Mitglieder haben die Spezialisten der Führungsunterstützung in einem Theorieblock über die Einsatzmöglichkeiten informiert: Einerseits den Sprechfunk – überregionale Verbindungen per Kurzwelle über bestehende Relais –, um sich gleich nach einem Schadensereignis zu organisieren. Und andererseits den Datenfunk, bei dem auch mittel- und langfristig mit mobilen Stationen Dokumente oder Fotos übermittelt werden können.

Diese Mittel wurden denn auch im Einsatz getestet: Im Rahmen des Wiederholungskurses wurde an drei Standorten eine VHF-/UHF-Funkstation aufgebaut und betrieben. Zudem wurde zwischen Port und Scheuren eine Datenverbindung etabliert. «Für uns war es ein erfreulicher Anfang», sagt Bruno Knuchel von der USKA-Sektion Berner Seeland. «Ich würde mich freuen, auch künftig gemeinsame Übungen mit Zivilschutzorganisationen durchzuführen.» Auch Joël Tschudi, Chef Lage bei der ZSO NIDAU plus, zieht ein positives Fazit: «Für unsere Leute war es eine tolle, neue Erfahrung. Gut zu wissen, dass wir im Notfall diese Rückfallebene hätten.»

Hilfsbrücke erstellt, Schutzsuchende betreut

Neben der Führungsunterstützung standen auch andere Fachbereiche im Einsatz und übten ihr Handwerk: Unter anderem nahmen Pioniere in Ipsach Wasserpumpen in Betrieb und bauten in Scheuren eine Hilfsbrücke; Betreuer richteten in Brügg eine Sammelstelle für Schutzsuchende ein; die Logistik war für Personen- und Materialtransporte verantwortlich sowie für die Verpflegung an den verschiedenen Standorten.

Insgesamt waren rund 100 Personen zum WK «Malamute» aufgeboten, den die ZSO NIDAU plus in der Woche vom 14. Oktober 2024 durchgeführt hat. «Die Mannschaft war engagiert und das Wichtigste: der WK verlief unfallfrei», gibt sich Co-Kursleiter Patrick Mühlheim zufrieden. Im Rahmen eines Debriefings wird eine abschliessende Beurteilung vorgenommen, damit die Erkenntnisse in künftige Einsätze und Kurse einfliessen können.